Kein Durchmarsch durch die Anlage Blankenburg: Straßenbahntrasse endet an der Heinersdorfer Straße 


Es war eine der zentralen Botschaften auf der Pressekonferenz nach der Senatssitzung: Die Erholungsanlage Blankenburg bleibt unangetastet. Das neue Nutzungskonzept für das geplante Stadtquartier „Blankenburger Süden“, das am Dienstag von Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler und dem Staatssekretär für Verkehr, Johannes Wieczorek, vorgestellt wurde, setzt auf Entlastung statt Konfrontation. Die Straßenbahnlinie M2 wird nicht durch bestehende Siedlungs- oder Erholungs-strukturen geführt – eine Entscheidung, die für große Erleichterung vor Ort sorgt.

„Es hat immer eine ziemliche Aufregung um die Frage gegeben, wie die Straßenbahn zum Bahnhof Blankenburg kommt – insbesondere durch die Anlage Blankenburg hindurch. Das ist jetzt geklärt: Die Straßenbahn wird dort nicht durchfahren“, so Gaebler. Stattdessen endet die Trasse vorerst an der Heinersdorfer Straße. Das war lange umstritten. Gerade die Menschen rund um die Erholungsanlage Blankenburg hatten sich gegen eine Trassenführung quer durch das Grün gewehrt. Die nun gefundene Lösung – ein eigenständiger Straßenbahnkörper bis ins neue Quartier, aber ohne Eingriff in bestehende Anlagen – wird auch vom Bezirk positiv begleitet.

„Wir haben bewusst andere Wege gesucht“, sagte Gaebler auf Nachfrage. „Es gibt keinen Eingriff in Kleingartenanlagen oder die Erholungsflächen Blankenburg. Die Straßenbahn wird außen herumgeführt.“

8.600 Wohnungen, 160 Hektar Planung, drei Quartiere

Mit dem neuen Konzept geht Berlin ein ambitioniertes Vorhaben an: Im Bezirk Pankow, zwischen Blankenburg und Heinersdorf, entsteht auf einer Fläche von rund 160 Hektar ein komplett neues Stadtquartier – das größte zusammenhängende Wohnungsbauprojekt der Hauptstadt. In drei Teilquartieren – der „Alten Gärtnerei“ (600 WE), dem „Gewerbegebiet Heinersdorf“ (4.000 WE) und dem „ehemaligen Rieselfeld“ im Norden (4.000 WE) – sollen insgesamt 8.600 Wohneinheiten entstehen.

Der ursprüngliche Plan, rund 8.000 Wohnungen allein auf dem zentralen Rieselfeld zu konzentrieren, wurde aufgegeben. Stattdessen setzt der Senat auf Entzerrung und Durchmischung. Das neue Nutzungskonzept sieht eine ausgewogenere Verteilung der Wohnflächen über alle drei Teilquartiere vor. „Das war eine bewusste Entscheidung“, erklärte Gaebler. „Wir wollten keine zu hohe Verdichtung an einer Stelle, sondern eine gleichmäßigere Entwicklung – auch entlang der Straßenbahnstrecke.“

Verkehrskonzept mit Umweltfokus und langfristiger U-Bahn-Perspektive

Zentral für das Gelingen des Projekts ist ein integratives Verkehrskonzept. Staatssekretär Wieczorek erklärte: „Wenn so viele neue Wohnungen entstehen, müssen die Menschen sich auch gut fortbewegen können – und zwar möglichst umweltfreundlich.“

Das Ziel: 80 Prozent der Verkehrsbewegungen sollen über den Umweltverbund (ÖPNV, Rad, Fuß) erfolgen, nur 20 Prozent über den Individualverkehr. Die Verlängerung der M2 bis zur Heinersdorfer Straße ist dabei das erste Kernelement. Doch das Konzept geht weiter. Langfristig wird auch mit einer Verlängerung der U-Bahnlinie 9 gerechnet.

„Das Nutzungskonzept berücksichtigt eine mögliche Verlängerung der U9 von der Osloer Straße über Pankow-Heinersdorf bis in den Blankenburger Süden“, so Wieczorek. Auch die U10 sei perspektivisch denkbar – mit einer Verbindung von Alexanderplatz über Weißensee nach Buch. Parallel dazu plant der Senat auch Straßen für den motorisierten Verkehr. Hierzu gehören die bereits beschlossenen Netzelemente 1 und 2 der Verkehrslösung Heinersdorf, sowie die „Verkehrserschließung Blankenburg“, die künftig das Quartier zwischen dem Blankenburger Pflasterweg im Osten und dem Knotenpunkt an der Heinersdorfer Straße im Westen anbindet. „Bei allen Trassen wurden verschiedene Varianten geprüft. Die Machbarkeit ist nachgewiesen“, so Wieczorek.

Kompakt, nachhaltig, bezahlbar – und grün

Gebaut wird in Geschosswohnungsbau mit hoher Dichte – teils bis zu 10 Stockwerken, um Flächenversiegelung zu minimieren. 50 Prozent der Wohnungen im Blankenburger Süden werden von landeseigenen Gesellschaften errichtet – mit der Vorgabe, zur Hälfte im geförderten Wohnungsbau zu entstehen. „Wir reden von Einstiegsmieten zwischen 7 und 11,50 Euro pro Quadratmeter – je nach Förderweg“, so Gaebler. Für private Investoren gilt die 30-Prozent-Quote für WBS-Wohnungen. Auch der Baustil folgt ökologischen Prinzipien: Viele Gebäude sollen in Holz- oder Holz-Hybridbauweise errichtet werden. Erste Investoren im Gewerbequartier setzen bereits auf nachhaltige Bauformen. Ein besonderes Augenmerk gilt dem öffentlichen Raum: 54,5 Hektar sind für Parks, Spielplätze und Ausgleichsflächen vorgesehen. Ein zentraler „Anger“ im Quartierszentrum sorgt für Frischluftzufuhr und dient als Klimapuffer.

Bildung, Kultur, Nahversorgung – und ein realistischer Zeitplan

Das neue Quartier wird nicht nur ein Wohnort, sondern ein kompletter Stadtteil:

  • Zwei Grundschulen
  • Eine integrierte Sekundarschule
  • Ein sechszügiges Gymnasium
  • Ein Förderzentrum für geistige Entwicklung
  • Musikschule, Bibliothek und Volkshochschule im Stadtteilzentrum

Baubeginn für den ersten Abschnitt „Alte Gärtnerei“ ist für 2029 geplant, mit ersten bezugsfertigen Wohnungen ab etwa 2030. Weitere Abschnitte folgen bis weit in die 2030er-Jahre. Auch der Straßenbahnausbau soll möglichst synchron zum Einzug der ersten Bewohner erfolgen. „Wenn die Menschen einziehen, soll die Straßenbahn möglichst schon fahren – das ist unser Ziel“, so Wieczorek.

Blankenburger Süden als Maßstab für die wachsende Stadt

Mit dem Blankenburger Süden realisiert Berlin mehr als nur ein neues Quartier. Es ist ein Testfall für moderne Stadtentwicklung: sozial durchmischt, klimaangepasst, verkehrlich klug erschlossen – und unter Rücksichtnahme auf die Menschen und Strukturen, die bereits da sind. Wir bauen hier nicht gegen, sondern mit dem Umfeld“, betonte Gaebler. „Und das ist ein wichtiger Unterschied.“

Auch unser Abgeordneter Dirk Stettner, Fraktionsvorsitzender der CDU, zeigt sich erfreut über die Ergebnisse der Sitzung zum Nutzungs- und Verkehrskonzept für das neue Stadtquartier Blankenburger Süden“. „Jahrelang haben wir als CDU für eine U-Bahn-Anbindung, gegen die Trasse durch die Anlage Blankenburg und für eine maßvolle, aus dem Bestand entwickelte Bebauung mit Schulen, Parks und sozialen Einrichtungen gekämpft. Dieses Ergebnis ist nicht zuletzt das Resultat dieser jahrelangen gemeinsamen Arbeit mit und für die Anlage Blankenburg “.